Tagebuch - Mai 2014

Mittwoch, 7. Mai 2014

rembrandtAmsterdam, Rijks Museum

Museumsbesuch als Schwerarbeit.

Wie war das mit der Aura der Kunstwerke? mit jener «einmaligen Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag» (Walter Benjamin).

Zitat-Nachhilfe: I can't bear busy places; I wish this room were emptier.

 

Montag, 12. Mai 2014

Newcomer. — Scham, über das eigene Schreiben zu reden, vor allem unter Freunden. (Auch Hemmungen, diese meine Homepage zu erwähnen, die A. als narzisstische Entblössung und B. als unnötigen Dilettantismus empfinden könnten). Angst vor der Öffentlichkeit, sofern ich mich nicht hinter Gottfried Keller oder einem wissenschaftlichen Thema, das ich zu beherrschen glaube, verstecken kann.

Ich habe einen Text geschrieben für ein Büchlein, in dem auch 36 andere geschrieben haben. Die Sechsunddreißig verschaffen mir die Berechtigung, ja die Verpflichtung, das Büchlein zu mögen, zu propagieren, ihm möglichst viel Aufmerksamkeit zu wünschen und sogar mich selbst dabei en passant zu erwähnen. Außerdem war der Text für das Büchlein, das ich meine, ein Auftragstext, was ihm jedenfalls den Anschein einer gewissen objektiven Wünschbarkeit verschafft. Besagtes Büchlein trägt den Titel Handbuch der Ratlosigkeit. Ist es nicht eine schöne Sache, gemeinsam ratlos sein zu müssen?
 

Dienstag, 13. Mai 2014

kakao3

So grün ist das Kakao-Embryo auf dem Dach der unterirdischen Garage inzwischen geworden.

PUMPEN
SAUGEN
BEGRÜNEN

(vgl. 1. März 2014)

 

Mittwoch, 14. Mai 2014

Eine späte Entdeckung: Hamo (Hans Morgenthaler), ein Namensvetter (1890 - 1928). Sehr verdienstvolle Anthologie von Roger Perret:

Hamo, der letzte fromme Europäer. Sein Leben, seine Versuche und Anstrengungen. Basel: Lenos 1982.

Hans Morgenthaler wurde 1890, im Todesjahr Gottfried Kellers, in Burgdorf geboren. Perret versucht, das Offene und Unbändige von Hamos Hinterlassenschaft in einem «Lesebuch» auszubreiten und zugleich einzudämmen: mit Einstreuung anderer zeitgenössischer Texte, eigenen Betitelungen, eigenem essayistisch-kommentierendem Beiwerk.
Vielleicht wäre es jetzt, wo wir einiges wissen, an der Zeit, Hamos Schriften (vom Tagebuch bis zum spärlich gedruckten Werk) ungehemmter und vollständiger fließen zu lassen. Der Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv.

Testament

Ich sterbe fröhlich!
Unsterblich verliebt in ein schönes Gesicht!
Ein Mensch, der so verliebt stirbt wie ich,
Kann unmöglich völlig verloren gehn!

(Perret 1982, S. 414)
 

Freitag, 16. Mai 2014

Hamo an Emo:

Grittli ist mir so plausibel, als hätte ich schon seinerzeit vor zehn Jahren in Japan als Krokodil ein Jahrhundert lang im warmen Schlamm mit ihr gelegen […]
(Der kuriose Dichter Hans Morgenthaler. Briefwechsel mit Ernst Morgenthaler und Hermann Hesse. Hrsg. v. Roger Perret. Basel: Lenos 1983, S. 295)

Ein grob-zärtlicher Sternstundensatz, als Brief-Postskript. So hin und wieder ein Stern, der zwischen den schwer erträglichen und auf weite Strecken eintönigen und wiederkäuerischen Wüsten von Hamos Selbstverlautbarungen aufscheint.
 

Sonntag, 18. Mai 2014

Endlich ist die Gripen-Grippe überstanden! Vor Erleichterung habe ich mir so heftig die Nase geschneuzt, dass sie zu bluten begann.