Thema dieses Projekts ist das Dorf im Werdenberger Rheintal, in dem das Erzähler-Ich vor Jahrzehnten geboren und aufgewachsen ist und das es mit herannahender Pubertät gerade noch rechtzeitig, wie es glaubte, verlassen hat. Ein Grabser (so nennen sich die Leute des Dorfes, das heute natürlich ein ganz anderes ist) entrinnt seinem Dorf nie. Er nimmt es mit, so sehr er es auch in sich vergraben hat.
Vom Dorf, seinen Bächen, Wiesen, Strassen, Häusern und seinen Insassen handelnd, fischt der Bericht in einem Realienpool. Auch Bilder, Bücher, alte Fotos gehören dazu. Der Musikverein Konkordia und die Knabenmusik spielen mit, der Männer-, Frauen- und Töchterchor und vielleicht auch der Turnverein und die Mädchenriege. Sie alle organisieren ihren jährlichen Unterhaltungsabend im grossen Saal des Gasthofs zur Mühle, den es sicher in jedem Dorf, aber auf diese Weise nur in dem einen gibt, auf dessen Spuren wir sind.
Schon das eine Dorf ist ja ein undurchdringliches Gewirr, doppelt- und viergeteilt und nur von der einen Landstrasse (der heutigen Staatsstrasse) von Süden bis Norden widerwillig durchzogen.Ironisch-erinnerndes Beschreiben und Erzählen birgt die Möglichkeit, das Vergrabene ein wenig freizuschaufeln. Nicht, um im eigenen Innern herumzuwühlen, sondern um darin die Abdrücke jener Aussenwelt aufzudecken, die das Ich umfangen und umstrickt und jedenfalls für den Rest des Lebens geprägt hat. Solche Klärung versucht dieser Bericht, der auch eine Attacke, ein Liebesgeständnis, ein überlanger Sermon und – wie lächerlich es klingen mag – ein Stück Heimatkunde ist.
Übrigens: Ganz harmlos scheint das Buch ja nicht zu sein, sofern man der Ablehnung durch den Vexer-Verlag glauben will (2. Juli 2023).
Das Buch erscheint im Basler Verlag Edition Valnød (lieferbar)
Ausgezeichnet durch die Stiftung Kreatives Alter, Zürich (29.10.2024)
Besprechung im Werdenberger Jahrbuch 2024:
Streifzüge durch das Grabs der 1950er Jahre